August 2020
„Ich sitze in freier Natur, am See. Die Weißen möchten, dass ich wie sie arbeite, wie sie viel Geld verdiene, wie sie ein Auto kaufe und wie sie in freier Natur an einem See Urlaub mache und angle. Dabei sitze ich schon in freier Natur, am See... “
Kanadischer Indianer
Liebe Kräuterfreunde,
die Natur ist aus ihrem Nischendasein in das Zentrum unserer Wahrnehmung gerückt. Fast jeden Tag wird berichtet, wie sehr die 2 letzten trockenen Sommer den Wald geschädigt haben und dass auch die zum Teil ergiebigen Regenfälle der vergangenen Wochen daran nichts ändern konnten. Und weil Auslandsreisen vielen Menschen unsicher erscheinen, werden alle Aktivitäten in der Natur wiederentdeckt. Angebote wie Paddeln auf der Fulda sind über Wochen ausgebucht, Leihfahrräder Mangelware. Aber Wandern geht auch ohne Voranmeldung und so entdecken viele ihre Umgebung neu. Für mich ist die Rhön so eine Neuentdeckung. Vor einigen Tagen war ich dort mit einem Naturfreund unterwegs und wurde auf eine Heilpflanze aufmerksam gemacht, die ich bisher nur aus Büchern kannte. Hauhechel heißt die rosa blühende, mit Dornen bewehrte Schönheit, genauer gesagt war es eine dornige Hauhechel, denn diese Pflanzenfamilie ist groß.
Die attraktive Pflanze mit den rosa Blüten und dornigen Stängeln gehört zu den Schmetterlingsblütengewächsen. Trockene kalkreiche Wiesen sind genau der richtige Boden für diesen Halbstrauch. Bis zum Herbst bildet sie eine bis zu 100 cm lange Wurzel, die zu Heilzwecken ausgegraben und getrocknet wird. Bei den Bauern war die Hauhechel nicht beliebt, gerade wegen dieser kräftigen und tiefen Wurzel. Der Germanist Hoffmann von Fallersleben erwähnt die Überlieferung des Namens «Ochsenburre», weil selbst ein Ochse die Pflugschar nicht durch diese Wurzel ziehen konnte, sondern stehen blieb, als hätte der Bauer «Brrh» gerufen. In alten Kräuterbüchern wie in modernen Nachschlagwerken wird die Wirkung der Hauhechel gelobt. Schon Theophrast, ein griechischer Philosoph und Naturforscher, berichtet im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von der Verwendung der Hauhechel-Wurzel. Eingesetzt wurde sie auch damals schon zur Blutreinigung, bei Blasen- und Nierensteinen, sowie bei Entzündungen der Harnwege. Die Kombination aus ätherischen Ölen und Saponinen erhöht die Harnmenge und wirkt deshalb unterstützend bei Infektionen, indem die Bakterien schneller ausgeschieden werden. Wie bei allen Pflanzen, welche die Ausscheidung fördern, ist für Menschen mit eingeschränkter Herz- und Nierenfunktion bei einer Selbstbehandlung Vorsicht geboten.
Ich vermute, der kanadische Indianer saß nicht zu jeder Jahreszeit gelangweilt am See und dachte: «Ach, das kenne ich doch schon alles,» und wünschte sich woanders hin. Sich an dem freuen, was die Natur hervorbringt, und immer wieder Neues entdecken, das ist Glück und mein Wunsch für Euch alle,
Eure Christa Becker – Kräuterfrau
Die letzten Termine 2020:
Veranstaltungen im Freien sind unter Auflagen wieder möglich. Bis zu 15 TeilnehmerInnen dürfen dabei sein, wenn der Mindestabstand eingehalten und direkter Kontakt vermieden wird. Zudem muss ich von jedem Teilnehmer / jeder Teilnehmerin Daten wie Name, Vorname, Wohnort und Telefonnummer erfassen.
Kräuterwanderung oder Kräuterspaziergang:
Sonntag, den 06.09.2020, 14:00 Uhr, Dauer ca. 1 ½ Stunden, Preis € 7
Sonntag, den 20.09.2020, 14:00 Uhr, Dauer ca. 2 ½ Stunden, Preis € 9
Treffpunkt: Wanderparkplatz „Am Stern“ an der Kreisstraße 34 zwischen Neuenstein-Raboldshausen und Kirchheim-Willingshain
Eine Anmeldung per Mail oder Telefon ist erforderlich.
Regionalmarkt in Neuenstein-Gittersdorf, Kulturscheune:
Samstag, den 19.09.2020 von 11:00 bis 16:00 Uhr
Regionale Produkte, auch von der Kräuterfrau, dazu Kuchen, Kräftiges und Getränke. Eintritt frei.